Weltweit gebe es nur eine Hand voll Tauchboote, die 4000 Meter tief tauchen können, sagt Rüster. Einzig Russland öffnet für Touristen die Luken seiner Tauchkapseln - gegen die entsprechende Bezahlung: "Die finanzieren mit solchen Touristentouren die Meeresforschung eines ganzen Jahres. " Rüsters australischer Schwager Mike McDowell hatte die Russen frühzeitig für seine Firma Deep Ocean unter Vertrag genommen und ist heute de facto der einzige Veranstalter der Welt, der Tiefsee-Tauchfahrten im Programm hat. Heike Schnellbach aus Wiesbaden und Brigitte-Ulrike Saar aus München hatten das Glück, 1998 bei der ersten Touristen-Expedition mit an Bord sein zu dürfen. Beide hatten die Reise in einem Preisausschreiben gewonnen. "Das ist meine Reise, dachte ich, als ich von der Verlosung las, und ich habe dann 36 Postkarten verschickt", sagt Schnellbach. Damals hatte sie bereits sämtliche Filme und Bücher über die "Titanic" verschlungen: "Diese Tauchfahrt war mein Traum. " Wegen des Wetters wird die "Titanic" nur im Sommer angefahren.
Das Wrack wurde erst 1985 von einem Unterwasserarchäologen in mehr als 3700 Metern Tiefe entdeckt. Es liegt in internationalen Gewässern. Vielen Teile des Luxusschiffs und seines Inventars können Rost und Zersetzungsprozesse nichts mehr anhaben: Rund 5500 Fundstücke - von einem 17 Tonnen schweren Teil des Rumpfes bis zum Porzellan der Erste-Klasse-Passagiere - haben Taucher geborgen. Zum 100. Jahrestag des "Titanic"-Dramas werden sie in New York versteigert. afp/AZ Themen folgen
Dafür geben sich Fische, Krabben und Anemonen ein Stelldichein im ungewohnten Lampenlicht. Längst haben auch Eisen fressende Tiefseebakterien das Wrack als Futterquelle entdeckt. In schleimige Bäche und Tropfen aus Rost zerfließt der Luxusliner. Experten befürchten, dass er bald ganz in sich zusammenfällt. "Wir konnten den Bug, den Mast und die Kajüte des Kapitäns erkennen", erinnert sich Heike Schnellbach. Dennoch trete die Geschichte des Schiffes völlig in den Hintergrund. "Man findet dort unten nicht den Bezug zur 'Titanic'", sagt sie. Die Aufregung, ein Abenteuer auf dem Meeresgrund erlebt und überlebt zu haben, stelle im Nachhinein alles in den Schatten. Icon: Der Spiegel
Die "Titanic" galt als Wunderwerk des britischen Schiffsbaus. Mit 269 Meter Länge war sie das größte Schiff ihrer Zeit, und keines war ähnlich luxuriös ausgestattet. Insgesamt 2200 Passagiere hatten sich für die Jungfernfahrt über den Atlantik eingeschifft. Dass die Rettungsboote nur 1200 Menschen Platz boten, schien niemanden zu kümmern. Die "Titanic" hatte ein neuartiges Kammersystem, das einen Wassereinbruch begrenzen und das Schiff unsinkbar machen sollte - eine Illusion, wie sich nach dem Zusammenstoß rasch herausstellte. Das Schiff riss 1517 Passagiere in den Tod. Lange Zeit galt die "Titanic" als verschollen. Ihre Entdeckung im Jahr 1985 in 3840 Meter Tiefe auf dem Grund des Nordatlantiks war eine Sensation. Wer heute die rostigen Reste des einstigen Traumschiffes sehen will, muss tief in die Tasche greifen: 35. 500 US-Dollar (rund 40. 850 Euro) sind zu berappen, um in ein tiefseetaugliches Tauchboot steigen zu dürfen. "Der technische Aufwand einer Tiefsee-Expedition ist enorm hoch", rechtfertigt Christiane Rüster von Nature & Adventure in Lüneburg den hohen Preis.
"Der Untergang der Titanic ist im Gedächtnis der Menschheit verankert", erklärte Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova am Donnerstag in Paris. Künftig werde das Wrack durch die Unesco-Konvention zum Schutz des kulturellen Erbes unter Wasser geschützt. Die Plünderung von Kulturstätten werde an Land nicht geduldet, dies sollte auch für versunkene Kulturgüter unter Wasser gelten. Anders als viele glauben, hält sich das Wrack erstaunlich gut. Der Rost scheint es stärker zu respektieren als seine ehrfürchtigen Besucher. Es sieht so aus, als werde es noch Jahrzehnte lang intakt bleiben. "Der Schiffsrumpf ist weiterhin sehr stabil", sagt Delgado. "Im Innern sind immer noch Holzteile und Stoffe erhalten. " "Immer wieder gab es Spekulationen, dass das Wrack in 20 oder 30 Jahren komplett verrostet sein wird", berichtet auch Wissenschaftsredakteur Shreeve. Tatsächlich aber hätten ihm alle Experten bestätigt, dass es sich um einen viel langsameren Prozess handle. Der Luxusliner war am 14. April 1912 nach einer Kollision mit einem Eisberg im Nordatlantik gesunken; 1514 Menschen starben bei dem Unglück.